19 Das Schloss in Nyborg
19 Das Schloss
Das Schloss Nyborg wurde laut späterer Quellen in den 1170ern von Knud Prislavsen angelegt, der Neffe des Königs Waldemar I. der Große war. Spätestens im Jahr 1193, dem Jahr, als die älteste Quelle das Schloss Nyborg direkt erwähnt, war es Bestandteil der Königsmacht geworden. Langjährige archäologische Ausgrabungen auf der Schlossinsel haben viele Rückschlüsse auf das Schloss ermöglicht. Es ist schwer zu sagen, ob die älteste Burg ersetzt oder erweitert wurde, aber spätestens 1193 wurde ein gigantischer Bau begonnen. Wir wissen heute, dass um die Burg herum zehn Meter hohe Ringmauern erbaut wurden und zwei große Steinhäuser, die von mit Wasser gefüllten Gräben umgeben waren. Das Wasser wurde vom Fluss „Vindinge Å“ nach Nyborg geleitet, der ca. 5 Kilometer von der Stadt entfernt durch eine umfangreiche Kanal- und Deichanlage geleitet wird. Diese Konstruktion sorgt noch immer dafür, dass sich in den Wallgräben um das Schloss und die Stadt herum Wasser befindet. Die Burg entstand zu einem Zeitpunkt, als überall im Dänischen Reich neue große Burgen und Festungsanlagen errichtet wurden. Damit sollte die Königsmacht nach Jahrzehnten mit Kämpfen um die Macht in Dänemark gestärkt werden, als Waldemar 1157 Alleinherrscher wurde. Dies war ein Schutz vor Konkurrenz von innen, die ihm die Königswürde streitig machen könnte, und vor Feinden von außen wie den heidnischen Wenden, eine Bezeichnung für die slawischen Völker, die die südlichen Breitengrade der Ostsee bewohnten. Zusammen mit der Burg auf Sprogø og und der Burg „Tårnborg“ bei Korsør kontrollierte das Schloss Nyborg die Überfahrt und die Durchfahrt durch den Großen Belt. Neben anderen strategisch wichtigen Burgen wie Kalundborg und Vordingborg fungierten die großen Königsburgen auch als Ausgangspunkt für die dänischen Kreuzzüge durch die Ostsee im 12. und 13. Jahrhundert. Es war eine hochmoderne Burg mit einer fast 10 Meter hohen Ringmauer mit halbrunden Türmen an den Längsseiten, die im bewahrten Teil des Gebäudes noch immer zu sehen sind, das zum Wall hin liegt. Die zwei großem Palast-Gebäude wurden an die Ringmauer gebaut. Zudem befand sich an der Ecke zum Turnierplatz auch einer hohen, massiven Burgturm. Schloss Nyborg wurde bewusst so groß gebaut. Der erhaltene Königsflügel – der Westflügel – war der Ort, an dem das dänische Parlament im Mittelalter tagte. Deshalb entspricht es am ehesten dem heutigen dänischen Nationalparlament, Christiansborg. Das ursprüngliche Gebäude war zwei Stockwerke hoch und ca. 28 m lang. Es gehört zum bewahrten Königsflügel, wo man zum Hof hin eine Tür mit Rundbogen und eine zugemauerte Fensteröffnung, ebenfalls mit Rundbogen, aus dieser Periode sehen kann. Um das Jahr 1300 herum ließ Erich Menved 1287-1319 den sehr großen und hohen Wachturm erbauen, dessen unterer Teil noch immer sichtbar ist. Er war vermutlich 36 Meter hoch. Er hat möglicherweise den ehemaligen, großen Burgturm ersetzt. Der Königsflügel wurde im 14. Jahrhundert erweitert, vermutlich unter Margrete I. (1376-1412), als der Flügel in Richtung Süden verlängert wurde und ein zusätzliches Stockwerk erhielt. Parallel dazu ließ sie auch die Nyborger Frauenkirche bauen.
Im neuen Stockwerk wurde ein neuer, großer Rittersaal eingerichtet. Die Festungen um die Burg herum wurden in den 1430ern verstärkt, und in den letzten zwei Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts wurde das Gebäude zu einer permanenteren Residenz für den dänischen König Hans (1481-1513). Das Mausoleum der Könige wurde in Odense etabliert, und 1525 wurde Nyborg offiziell vom dänischen Reichsrat zur ersten richtigen Hauptstadt des Landes ernannt. Eine gründliche Modernisierung verwandelte die Mittelalterburg in ein Renaissanceschloss. Die Etagentrennung zwischen den 2 untersten Stockwerken wurde um ca. 60 cm gesenkt, und man baute eine kräftige Trägerkonstruktion in das Unterstockwerk ein – zum Halt der Balken. Die Fensteröffnungen wurden vergrößert und bekamen einen Rundbogenabschluss, außerdem wurden mehrere Räume mit geometrischen Mustern dekoriert. Die Decken in den oberen Stockwerken bekamen nun kräftige Balken, die an den Wänden mit geschnitzten Konsolen endeten. Unter König Christian III. (1536-1559) wurde das Schloss im Zuge eines Umbaus des Schlosses Nyborg und der Stadt durchgreifend verändert, was exemplarisch für die neue protestantische Königsmacht sein sollte.
Der Königsflügel wurde Richtung Norden verlängert, und der neue große Rittersaal mit den darüber liegenden königlichen Gemächern wurde eingerichtet. Die Etagen waren über einen außen liegenden Treppenturm verbunden, und die Fenster bekamen gerade Stürze aus Holz. Die neuen Gebäude gehörten zur Inszenierung der Königsmacht und des neuen Glaubens. Dies hielt bis 1560 an, als Friedrich II. (1559-1588) nach Nordseeland zog. Obwohl weiterhin in das Schloss und die Stadt investiert wurde, war die Glanzzeit von Schloss Nyborg vorüber. Im Schwedenkrieg, Ende der 1650’er, wurde die Stadt und das Schloss von den Schweden besetzt. Es war zu dem Zeitpunkt ein großer Gebäudekomplex mit 4 Flügen. Die Gebäude litten sehr unter der Besetzung, und nach dem Krieg und der Einführung vom Absolitismus um 1660, begann die Zeit des Niederganges. Mit dem Absolitismus folgte die Aufhebung des Lehnwesens, und von da an brauchte man keine Bleibe im Schloss für den Lehnsmann über Nyborg Lehn bereitzuhalten. Die Schlossflügel wurden nach und nach abgerissen, bis 1873 nur noch der Westflügel erhalten war. Der wurde von 1914 – 1925 gründlich untersucht und vom Architekten Mogens Clemmensen restauriert, mit dem Vorsatz, das alte Mittelalterschloss wieder entstehen zu lassen, teils als Renaissance schloss.
Das Schlossprojekt
Schloss Nyborg wird restauriert und wieder errichtet. Das Schlossprojekt ist ein einzigartiges Projekt, das die Geschichte und die bewahrten Teile von Schloss Nyborg zugänglich und begreifbar machen soll, indem die Konturen der ursprünglichen großen Anlage neu erschaffen werden. Dies umfasst nicht nur eine gründliche Restaurierung des ursprünglichen Königsflügels, sondern auch eine Erweiterung um einen völlig neuen Ausstellungsflügel, eine Ringmauer, eine neue Brückenverbindung zum Schloss und vor allem eine Erhöhung des großen Turms, des Wachturms, auf 22 Meter. Das Schlossprojekt gewährleistet allen Zugang zu einem der wichtigsten Monumente des Kulturerbes aus dem dänischen Mittelalter und der Renaissance. Parallel dazu sollen die Geschichte und die komplette ursprüngliche Anlage betont und optisch zugänglich gemacht werden, so dass sie für alle verständlich ist.
Festung
Nyborgs Festung hat eine lange Geschichte, die bis ins 13. Jahrhundert reicht. Schon im Hochmittelalter weiß man von Stadtteilen um ”Vor Frue” Kirche, dass diese von ”Wall und Graben” umgeben waren. Beweise für die Graben haben archäologische Ausgrabungen gegeben, außerdem sind sie auch heute noch im Straßenbild erkennbar, wenn sie auch zugeschüttet wurden (siehe Abschnitt um die Stadtmauer). In den 1550’ern legte Chr. III die veraltete Mittelalterfestung nieder, zum Vorteil für eine neue und größere Festung. Die Ausmaße waren ungefähr so, wie sie auch heute sind, nur war kein Wall westlich vom Schloss vorhanden. Die Festungsanlagen hatten Rondellen an den Ecken – große dreiviertelrunde Erdhügel. Die Festungsanlagen sind mehrere Male modernisiert worden, u.a. von den Schweden, während deren Aufenthalt unter dem Schwedenkrieg 1658 – 59. Der große Umbau wurde jedoch erst im Beginn der 1660’er von Henrik Ruse vorgenommen, wo man die großen kan
tigen Bastionen ”Kammen” und ”Den hvide Jomfru” baute. Zu diesem Zeitpunkt hat man einen Wall west vom Schloss – quer über den ”Ladegård” See – angelegt. Um dieses tun zu können, musste man den See trockenlegen. Eine enorme Arbeit, wenn man in Betracht zieht, dass man keine Grabe Maschinen zur Verfügung hatte. Es war immer noch problematisch die Stadt gegen Feinde zu verteidigen, falls diese vom westlichen Höhenzug kämen, darum wurde auch in den 1720’ern an den Festungsanlagen gebaut, aber auch zu diesem Zeitpunkt fand man keine befriedigende Lösung. Die Festung wurde im Jahre 1869 niedergelegt und schon im Jahre 1918 unter Natur/ Denkmalschutz gestellt. Ein Teil der Anlagen war zu diesem Zeitpunkt schon verschwunden, doch der größte Teil zum Glück erhalten geblieben. Viele der verschwundenen Abschnitte sind wieder entstanden durch die Festungsstiftung – die der Instandhaltung und Restaurierung der Festung vorsteht.