
Folgen Sie H.C. Andersens Fußspuren auf Schloss Lykkesholm
Lykkesholm war ein beliebter Rückzugsort für H.C. Andersen in Fünen.
Schloss Lykkesholm
In einem Jahrzehnt von 1832 bis 1842 kam er zu einer Vielzahl von sommerlichen Besuchen hierher, am häufigsten und längsten bei der lebensfrohen Witwe, Justizrätin Johanne Marie Lindegaard, bis zu ihrem Tod im Jahr 1839. Im Juli 1832 schreibt der Dichter an seine Freundin Henriette Wulff, dass er am nächsten Tag (17. Juli) seine erste Reise zum Herrenhaus unternehmen werde, wo die Umgebung "der Schweiz ähneln soll".
Hier auf Lykkesholm, das H.C. Andersen als "den schönsten Ort, den ich in Fünen kenne" beschrieben hat, gedieh der Dichter:
Sowohl aufgrund der großen Zuvorkommenheit und Bewunderung, die er hier erhielt, als auch aufgrund der wunderschönen Umgebung, der Kombination aus geselligem Leben und Arbeitsruhe - und nicht zuletzt des guten Essens! In den Briefen von Lykkesholm wird das herrliche Essen und Trinken immer wieder erwähnt. Hier ist ein einzelnes Beispiel aus einem Brief an seinen Freund Edvard Collin vom 3. Juli 1836:
"Sie fragen mich, was für eine Art Pudding wir auf Lykkesholm hatten, die Antwort ist Marmor-Pudding. Ich soll Ihnen jedoch beschreiben, was wir gestern den ganzen Tag hatten, damit Sie sich ein Bild von der Lebensweise machen können. Zuerst Tee mit köstlicher Grasbutter auf dem Brot; dann Kaffee mit einer Sahne, die sich sehen lassen konnte. Das war um 8 Uhr; aber um 10 Uhr bekamen wir Brathähnchen und Spargel sowie Portwein. Um 2 1/2 Uhr Fleischsuppe mit zarten Fischbällchen. Braten; Melone; Ziege. Hühner und Erdbeeren, danach Kaffee. Um 8 Uhr Tee mit Weihnachtskuchen und der köstlichen Butter und um 10 Uhr. Smørrebrød mit allerlei und warmen (gebratenen) Barschen. Dazu, wie am Mittagstisch, Rot- oder Weißwein."
Lykkesholm und die lebendige Gesellschaft
Auf Lykkesholm genoss H.C. Andersen das gesellschaftliche Leben. Die gastfreundliche Familie des Hauses verstand es, die Sommertage zu einem Fest für den Dichter und für eine Reihe anderer Gäste zu machen. Im Jahr 1836 gehörten beispielsweise der dänische Komponist Holger Simon Paulli (1810-1891) und der Schauspieler Christen Martin Foersom (1797-1850) zu den Besuchern des Herrenhauses. In geselliger Runde entstand Andersens Gedicht "Rosenknoppen", und Paulli vertonte das Gedicht. Mit dem Schauspieler Foersom hatte der Dichter jedoch ein etwas angespannteres Verhältnis, wie aus einem Brief an Edvard Colling vom 19. Juli hervorgeht:
"Inzwischen bekamen wir viele Gäste nach Lykkesholm und einer von denen, die blieben, war der Schauspieler Foersom. Er ist gutmütig, aber sehr roh! Denk nur! Am Mittagstisch, wo es wohl 40 Menschen gab und die Hälfte Damen, machte er mit einem Taschentuch und seinen Fingern eine Figur, die jemanden mit nackten Schenkeln darstellte und präsentierte sie. Das einzig Komische war, dass eine der Damen, die nicht gut sah, das Lorgnon hervorholte, um zu sehen, was es eigentlich war. Eines Morgens komme ich in mein Zimmer und da steht Foersom ganz ruhig und benutzt meine Zahnbürste. 'Genieren Sie sich nicht!', sagte ich, 'aber warum zum Teufel benutzen Sie die Zahnbürste eines anderen?' 'O,' antwortet er, 'das kümmert mich einen Dreck, Sie sind ja nicht krank!' - Als er weg war, flog meine gute Zahnbürste sofort aus dem Fenster, ich wollte sie nicht in meinem Mund haben."
Lykkesholm und sein Einfluss auf H.C. Andersens Schreiben
Die romantische Lage von Lykkesholm und die wunderschöne, umliegende Natur wirkten stark inspirierend auf die poetische Seele des Dichters.
Im Roman O.T. von 1836 wird das Herrenhaus beschrieben - dafür haben wir Andersens eigenes Wort:
— "Lieber Freund! Nun bin ich auf dem Gut, wo ich meinen Otto Thostrup seine Louise habe finden lassen; um mein Herz können Sie ruhig sein, es hat keine und will keine haben, dazu bin ich zu vernünftig", schrieb er an Edvard Collin von Lykkesholm im Juni 1836, während des Aufenthalts, wo er auch seinen dritten Roman Nur ein Spielmann (1837) begann.
In H.C. Andersens Briefen von Lykkesholm kann man lesen, wie die historische Atmosphäre des Herrenhauses, die vielen Porträts und die aufgeklebten Scherenschnitte des Ortes auch dazu beigetragen haben, die Fantasie des Dichters in Schwung zu bringen. Die fruchtbare Kombination von Verwöhnung, Inspiration und Arbeitsruhe führte dazu, dass H.C. Andersen auf Lykkesholm eine Reihe seiner Werke schrieb oder daran arbeitete:
- Das Gedicht "Rosenknoppen" (1836)
- Der Roman O.T. (1836)
- Das Märchen "Die kleine Meerjungfrau" (1837)
- Der Roman Nur ein Spielmann (1837)
- Das Gedicht "Wir sind ein Volk, wir nennen uns Skandinavier" (1839)